Normalerweise habe ich bei Gewitter keine Angst. Bei Bergwanderungen und beim Laufen ändert sich aber meine innere Einstellung. Warum versucht mich denn mein inneres Ich in solchen Augenblicken davon zu überzeugen, dass ich Laufen unter diesen Bedingungen vermeiden sollte?
Blitze sind elektrische Entladungen die zwischen Gebieten unterschiedlicher Raumladung in der Wolke oder zwischen Wolke und der Erdoberfläche stattfinden. Dabei ist ein Wolkenblitz 5 bis 7 Kilometer lang. Seine Hauptentladung dauert nur 0,00003 Sekunden. Es kann im Hauptblitz ein Strom von über 100.000 Ampère fließen. Das ist kurz und gewaltig. Dann kommt in der Folge durch die plötzliche Ausdehnung der Luft, verursacht durch den extremen Temperaturanstieg beim Durchgang eines Blitzes, der Donner.
Weltweit kommt es zu jedem Zeitpunkt zu 2.000 – 3.000 Gewitter. In Deutschland gibt es mehr als 2 Millionen Blitze pro Jahr, die aber regional ungerecht verteilt sind. So kriegt der südöstliche Teil unseres schönen Landes mehr als zwei Drittel dieser elektrischen Entladungen ab. Die meisten Gewitter ereignen sich zwischen der fünfundzwanzigsten und dreißigsten Kalenderwoche. Es kommt in Deutschland zu ca. zehn Toten pro Jahr aufgrund von Blitzschlägen. Da ein Drittel einen Blitzschlag nicht überleben, werden folglich jährlich rund dreißig Personen in Deutschland von einem Blitz getroffen. Ich laufe selten bei Gewitter: Ich habe trotz dieser Statistiken Angst, bei diesem Wetterphänomen zu laufen.
Im 19. Jahrhunderts wurden mehr als 300 Personen im Jahr von Blitzen getötet, da sich viel mehr Menschen im Freien aufgehalten haben. Das muss auch der Grund sein, warum mich die Kühe auf meinen Läufen so wissend anschauen.
Schlägt der Blitz in der Nähe ein, ist die Schrittspannung (Spannung zwischen zwei Punkten eines von starkem stromdurchflossenen Bodenbereiches) entscheidend. Die Gefahr einer gefährlichen Durchströmung meines Körpers wird somit weitgehend ausgeschlossen, wenn der Körper den Boden nur an einer einzigen, möglichst kleinen Stelle berührt. Da ich beim Laufen den Boden eigentlich immer nur mit einem Fuß berühre, kann mir auf dieser Weise theoretisch nichts passieren.
Wir befinden uns nun in der einunddreißigsten Kalenderwoche und das Schlimmste müßte nun überwunden sein. Da aber meine Laufstrecken auch über einsame und baumfreie Feldwege sowie waldfreie Hügellandschaften im Voralpenland führen, versuche ich auch weiterhin dem Gewitter aus dem Weg zu gehen. Zumindest in den Sommermonaten hilft mir dann die Verlagerung meiner Läufe auf die Morgenstunden.
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