Sonntag vor zwei Wochen habe ich meinen zweiten langen Lauf über mehr als dreißig Kilometer als Vorbereitung zu meinem Marathon Anfang Oktober absolviert. Schönes Wetter und – wie ich fand – eine passende Ausrüstung: Split-Shorts, Getränkegürtel mit vier Flaschen, ein Energiegel für die letzten 10 Kilometer, kurze Laufsocken und meine derzeitigen Lieblingslaufschuhe Saucony Progrid Kinvara.
Traumhaftes Wetter versüßte mir den Start zu diesem Lauf. Ich lief die ersten zehn Kilometer auf hügeligen Straßen. Viele Fahrrad- und Autofahrer querten meinem Weg. Bei kurvigem Streckenverlauf begleitete mich das ein oder andere Mal ein mulmiges Gefühl vor entgegenkommende Fahrzeuge mit sportlichem Fahrstil. Ich war dann auch ein wenig erleichtert, als ich auf einen Fahrrad- und Spazierweg abbog und an einem malerischen See entlang lief. Ich hatte nun die Hälfte der Strecke hinter mir. Eisern habe ich auch die Getränke rationiert, so dass noch zwei der vier 170 Milliliter fassenden Flaschen des Gürtels mit Wasser gefüllt waren.
Dann merkte ich ohne Vorwarnung einen leichten Schmerz am linken kleinen Zeh, der eine Blase ankündigte. Eine Pause war unakzeptabel: wer einen Marathon absolvieren will, muss diese Kleinigkeiten ertragen. Jetzt erinnerte ich mich bald wieder an die Worte eines Lauffreundes:
Versuche es mal mit Hirschtalg (oder war es Elchtalg (?) – schließlich kommt mein Bekannter aus Schweden).
Ich spürte wie ich Scheuerstellen an den Oberschenkel bekam und auch die linke Brustwarze scheuerte ein wenig am durchgeschwitzten Laufhemd; aber zehn Kilometer werde ich ja wohl noch schaffen!? (Kurz schweiften meine Gedanken ab: ein Freund wohnt in der Nähe – ich wollte ihn doch sowieso besuchen und könnte mich dann von meiner Freundin mit dem Auto abholen lassen; ich bin ja schon gefühlte dreißig Kilometer unterwegs und habe mein Tagessoll erreicht.) Es war jetzt an der Zeit, meinem Gehirn Redeverbot zu erteilen.
Die letzten acht Kilometer läutete ich mit der Einnahme des Energiegels ein, der zusätzlich mit Koffein versetzt gewesen ist. Unglücklicherweise ist dieses Gel so zähflüssig, dass ich meine letzte Trinkflasche opfern musste. Aber schließlich laufe ich ja sonst mehr als zehn Kilometer ohne Getränke!
Nach gefühlten 35 Kilometer stellte ich das Display meiner Laufuhr um, so dass ich die bis dahin gelaufene Distanz überprüfen konnte: 28 Kilometer – unglaublich. Jetzt hieß es: durchhalten und Motivation hochhalten.
Nach 32 Kilometern hatte der Lauf dann endlich ein Ende. Ergebnis: zwei Blasen, wunde Stellen an den Oberschenkeln, eine wunde Stelle an der Hüfte durch Reibung des Bündchens der Hose gepaart mit der des Laufgürtels und eine brennende Brustwarze verhalfen mir zu meiner Laufretrospektive:
- bei meinem Marathon werde ich eine Lauftight tragen
- vor meinem Marathon werde ich das Laufshirt meiner Wahl auf einem langen Lauf getestet haben
- ich werde Laufsocken mit einem geringerem Baumwollanteil tragen
- 680 ml Flüssigkeit bei langen Läufen bei über 20 Grad Celsius im Schatten ist zu wenig
- Wasser sollte durch ein isotonisches Getränk ersetzt werden
- ich besorge mir Hirschtalg (oder halt Elchtalg)
- ich kann mir heute noch nicht vorstellen, wie ich noch zehn Kilometer länger laufen
Und zum Schluss kam es so wie nach meinem letzten langen Lauf. Freundin krank, Immunsystem geschwächt: krankheitsbedingter Ausfall für drei Tage.