Als ich mal wieder eine Zugreise beendete, lachten mich Wahlplakate an. Es war wohl offensichtlich wieder so weit. Eigentlich ist es dieses Mal ein wenig ruhiger gewesen. Ich wurde nicht belästigt und es fühlte sich gut an. Trotzdem macht mich diese vollkommende Fehlen von politischen Position zunehmend ratlos. In meiner Heimatstadt habe ich wohl die Wahl zwischen drei Parteien:
Ganz links klebt die CSU. Die ist gut für Bayern, da sie mehr Hightech und Lebensqualität verspricht.
Ein mir völlig unbekannter Alexander R. Ist für ein Miteinander, um ein Füreinander zu erzielen. Mit meinem Kreuz mache ich Bayern stark.
In der Mitte lacht mich die jüngste Kanzlerkandidatin an. Hier buhlt Karl B. für die Gunst der Wähler. Er möchte gleich beide Stimmen von mir haben. Er kommt zu der Erkenntnis, da man Veränderungen nur gemeinsam realisieren kann. Er ist bereit und zwar, weil wir es sind. Die Kanzlerkandidatin unterstützt ihn und ist unter ihm angeklebt. Mit ihr schaffen wir den Spagat und behalten Wirtschaft und Klima im Auge ohne eine Krise zu riskieren. Sie hat es eilig und drängt mich zur Briefwahl, da sie wohl noch mit dem ein oder anderen Fettnäpfchen und möchte meine Sympathie nicht verspielen.
Ganz rechts nun die SPD. Hier gibt es nur Olaf S. Und keinen lokalen Volksvertreter. Er verspricht Kompetenz. Er mahnt uns zu Respekt vor der Zukunft, denn er steht für Klimaschutz, Wohlstand und sichere Arbeitsplätze – hier erkenne ich einfach keinen kausalen Zusammenhang.
Egal ob ich die linke CSU, die mittlere Grüne oder die rechte SPD wähle: Jeder verspricht mir etwas, was ich mir wünsche, geht aber nicht auf die politischen Inhalte ein. Für die Grünen spricht, dass hier zwei Personen für zwei Kreuze angeboten werden. Alexander R. nimmt es recht locker und Olaf S. schaut wie ein Mensch, dem die Massen vertrauen. Inhaltlich kann ich keine Entscheidung treffen. Hier muss wohl die Farbe oder die Attraktivität entscheiden. Damit zeichne ich mich wohl mittlerweile mit der gleichen Oberflächlichkeit aus und fange an die Art der Ansprache zu verstehen.