Die Sonne scheint. Ich sitze im Biergarten und sinniere vor mich hin. Mir fällt auf, dass hier sehr viele Rennradfahrer meinen Weg kreuzen. Gerade in Bayern ist eigentlich die Nutzung des Rades eher unüblich und widerspricht dem Standard. Ich höre immer, dass man auf dem Land ja auf das Auto angewiesen ist. Ich bin weniger als zwei Kilometer vom Bahnhof und etwas mehr als drei Kilometer von der nächsten Stadt entfernt. Mir kommen auf meinem täglichen Weg in die Stadt aber immer die gleichen zwei Radfahrer entgegen.
Ich verstehe nicht, warum die Radsportler einen solchen Spass am Radfahren haben, aber dann in der Woche lieber doch auf das Auto umsteigen.
Ich verstehe ja, dass man gelegentlich ein Auto benötigt, um grössere Dinge zu transportieren. Aber in der Hauptsache geht es doch nur um Kleinigkeiten. Wie oft habe ich bei meinem täglichen Pendeln von der Knüste in die Stadt Autos gesehen, die mich überholt haben und ein paar Minuten später mir entgegengekommen sind: Dabei kann es sich doch nur um diese Kleinigkeiten handeln.
Wenn ich in diese glücklichen Gesichter der Rennradfahrer schaue, frage ich mich: Warum nicht auch im alltäglichen Leben?
Ja: Ein Anzug scheuert sich durch. Hier muss vielleicht die Jeans her, die hier deutlich widerstandsfähiger ist.
Ja: Es regnet von Zeit zu Zeit. Bei der richtigen Kleidung ist das kein Problem und es macht sogar Spass im Regen zu fahren.
Ja: Es ist im Winter kalt. Hier hilft wieder die Kleidung und bei der Kälte erwachen die Lebensgeister und der Tag kann mit viel Energie angegangen werden.
Ja: Es ist teilweise anstrengend. Aber ist das nicht eher ein Vor- statt ein Nachteil?
Ja: Der Helm. Er zerstört die Frisur. Aber kann man hier nicht auch auf aufwendige Frisuren verzichten? Ein schönes Gesicht wird doch nie entstellt.
Ja: Der Autoverkehr hat in Bayern immer Vorrang. Hier kann man selbstbewusst den Platz einfordern und auch einmal mitten auf der Strasse fahren, um so Autofahrer von wahnwitzige Überholmanöver abzuhalten.
Letztlich spricht nichts dagegen, das wochenendliche Rennradfahren auch auf den Alltag auszudehnen.
Guten Morgen Michael, diese Gedanken hatte ich auch schon oft. Bei mir aufm Land sieht es nämlich ganz ähnlich aus. Nur fühl ich mich mittlerweile als Radlerin den (häufig im Rückstau aufgehaltenen) Autofahrern überlegen und fahr fröhlich an ihnen vorbei und ich komme oft mindestens genauso schnell wie sie in der Stadt an. Für mich das Wichtigste am Radfahren ist, dass der unmittelbare Kontakt mit den Elementen meine Sinne angreift und mich daher sehr glücklich macht.
Carpe diem mein Lieber