Alles fing mit der Vorstellung an, dass ich im folgenden Frühling vielleicht wieder Rennrad fahren wollte. Ich kaufte mir im Frühjahr dieses Mountainbike mit kleinem Elektromotor: Es macht Spaß, aber von den richtigen Kerlen wird man eigentlich nur belächelt. Fummelt man an seinem Rad herum, liegt bei diesen dann schelmisch lächelnden Helden des Sports die Vermutung nahe, dass vielleicht der Akku leer wäre. Jedenfalls hatte ich im letzten Frühjahr kaum eine Auswahl an Fahrrädern und im Herbst malte sich ein Bild vor meinem inneren Auge: Ein durchtrainierter Mann in seinen besten Jahren blickt mit dem befriedigendem Blick durch die Sonnenbrille auf eine sprießende Natur.
Wie gesagt: Es war Herbst und ich bin ein Mann. Somit kaufte ich ein Rad. Um aber meinem Tagesraum irgendwann zu entsprechen, musste ich mir etwas einfallen lassen. Wie mit den Rädern, war es im letzten Winter auch mit dem Rollentrainer (jedenfalls nennt man dieses Ding so, dass seit zwanzig Jahren auf dem Speicher liegt und wohl immer noch auf mich wartet), die einem das Fahrradfahren in der Wohnung erlaubten. Somit kaufte ich mir so ein Ding recht frühzeitig, um dem drohenden Ausverkauf zuvorzukommen.
„Das benutzt Du doch sowieso nie“, sagte mein Sohn, als ihm dieses Ding irgendwie im Weg stand. ‚Idiot: doch!‘, dachte ich trotzig in mich herein.
Das neue, viel zu teure Rennrad stand an seinem Platz. Jetzt fehlte nur noch der richtige Einstieg. Nachdem ich den Platz im Wohnzimmer geschaffen hatte, baute ich das Gerät auf und dankte, wem auch immer, dass ich nur zusammen mit meinem Sohn lebe. Es ist kaum auszumalen, was eine Frau im Haus zu der Verwandlung des Wohnzimmers in einen Fitnessraum gesagt hätte.
Nun aber los: Die mitgelieferte Software musste für die ersten Schritte reichen. Es wurden Videos, die man abfahren konnte, angeboten. Garda > Torbole: wunderbar, die Gegend kenne ich von Kindheitstagen an. Autos und Fußgänger machten entsprechend meiner Geschwindigkeit Platz: mal langsam, mal schneller und manchmal rannten sie ausgestattet mit Luftmatratzen und Schwimmflügel förmlich über den Zebrastreifen. Das alles machte Spaß, nur traute ich mich auf der einen Seite nicht an die Touren mit den übertriebenen Höhenmetern und zur anderen Seite war dann die Auswahl an interessanten Touren mit Video beschränkt. Gab es denn nicht Alternativen zu dieser Software. Ich durchkramte noch einmal den Stapel an Flyern, die mir mit dem Geräte geliefert worden sind: Mir fiel ein Gratismonat bei Zwift auf. Ich hatte in Strava (ein anderes – vielleicht nächstes Thema) schon diese an ein Computerspiel erinnernden Fotos meiner Verbündeten dieses Portals gesehen. Ein Gratismonat konnte somit nicht schaden. Ein wenig Motivation spendete auf ein Video auf YouTube. Jan Frodeno: in sechzehn Tagen zum Level 47 (was ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu schätzen wusste) …