Nun ist das Training abgeschlossen. Ein halbes Jahr Vorbereitung und nun ist alles vorbei. Ich fühle mich dick und untrainiert. Ich hoffe, ich werde die 42 Kilometer überstehen!
Der Herbst ist da und auch die Krankheitsfälle bei den Kollegen nehmen zu. In den Zügen husten die Menschen und ich werde langsam paranoid. Jetzt bloß nicht krank werden.
Ich bin gereizt und gebe patzige Antworten. Ich bin angespannt. Ich tröste mich damit, dass es ja eigentlich nur darum geht, ein Rennen zu laufen, das dann rückblinkend nicht besser hätte laufen können. Dann ist die Zeit auch nicht so wichtig, Hauptsache ist dann, dass man einfach an diesem Tag alles gegeben hat. Ein Marathon hat so viele Unwägbarkeiten, dass ich bis heute einfach immer nur ein Menge Glück gehabt habe. Ich fühle mich ein wenig erinnert an meine Zeit, als ich noch zweimal die Woche mit dem Flugzeug geflogen bin: Mit zunehmender Anzahl an Flügen nahm bei mir komischer Weise eines Tages auch das komische Gefühl zu, dass bis jetzt immer alles gut gegangen ist und es doch nicht immer so weiter gehen kann.
Jedenfalls weiß ich jetzt nicht, ob ich mich auf das Rennen freuen soll oder eher auf die Zeit nach dem Rennen: eigenbestimmte Tagesabläufe ohne Beginn, Zäsur oder Ende mit einer Trainingseinheit. Zurück zum Spaß am Laufen. Endlich mal wieder ein Berglustlauf, ein langer Lauf ohne Zeitdruck oder eine Trainingseinheit mit Vereinskollegen.
Ich hoffe nur, dass ich in diesem Jahr dann den Winter und die Langlaufsaison genieße, nicht in ein Loch falle und dieses mit den nächsten Marathonplänen fülle. Die Versuchung ist sicherlich nach ein paar Wochen wieder groß. Jedenfalls verliert rückblickend jedes Lebensereignis die negativen Seiten und am Ende überwiegt das positive Gefühl.
In diesem Sinne stelle ich mich jetzt erst einmal dem Unausweichlichen und bringe diesen doofen Lauf einfach hinter mich, um rückblickend meinen Freunden und Vereinskollegen von diesem einmaligen Erlebnis zu berichten.
Meiner Lebensgefährtin habe ich jedenfalls schon signalisiert, dass ich weiterhin sechsmal die Woche laufen möchte…