Ist der biedere Geschäftsmann, der mit seinem Koffer auf die Zugtoilette schleicht und an diesem abgeschiedenen Ort gemeinsam mit seiner aufblasbaren Lebensgefährtin Erleichterung sucht, ein Grenzgänger? Ist er für sein überdurchschnittliches Lungenvolumen zu beneiden oder für die offensichtliche Einsamkeit zu bedauern? Überschreite ich Grenzen, in dem ich zwischen zwei Staaten pendele oder befinden sich meine Grenzen eher in meinem Kopf oder Bauch?
Diese Grenzüberschreitungen finden vielleicht bei jedem sowohl in der realen als auch in der inneren Welt statt. Bei inneren Welten sollte man sich aber auch bewusst sein, dass diese genauso real ist und ein unmittelbarer Zusammenhang besteht:
Die innere Welt ist genauso real wie die äußere Welt. Dessen sollte man sich bewusst sein. Auch sie hat ihre Landschaft, ihre Konturen, Möglichkeiten, ihre grenzenlosen Bereiche. (Etty Hillesum)
Ich versuche Grenzen bewusst zu überschreiten und die Erfahrungen, die ich dabei mache, als Bereicherung und somit Erweiterung anzusehen. Ich verschiebe sie so und kann auch dann die eine oder andere, die mich eher eingrenzt, als mir zu nützen, verschwinden lassen.