Ich stehe in der Woche üblicherweise um fünf Uhr auf, um Laufen zu gehen. Da schläft mein Gehirn noch: Gründe, um nicht Laufen zu gehen, kann der sonst denkende Teil meines Körpers noch nicht identifizieren und somit auch nicht überzeugend formulieren. Aber nach so rund zwanzig Minuten wacht auch nach noch so kurzen Schlafperioden dieser Körperteil auf und beteiligt sich am anstehenden Tagewerk. Normalerweise kann man dieses Organ eine wunderschöne Landschaft präsentieren oder die ein oder andere weibliche Mitläuferin in Aussicht stellen. Doch um diese Uhrzeit ist es noch Dunkel, die Landschaft ist nicht erkennbar und die seltenen Artgenossen des anderen Geschlechts tauchen unvermittelt und vermummt (ist das nicht seit 1985 in Deutschland verboten?) im Blickfeld auf.
Nun suche ich nach überzeugenden Argumenten während meines morgendlichen Rituals. Diese Aktivitäten in die morgendlichen Stunden zu legen scheint ja auf den ersten Blick verrückt, zumal die Mehrheit Gleichgesinnter und somit eine Vielzahl von Motivationsfaktoren eher in den Abendstunden unterwegs sind. Somit fällt mir spontan nur Folgendes dazu ein:
- Ich vermeide den Demotivationsfaktor, von vielen schnelleren Läufern überholt zu werden.
- Durch die ersten zwanzig Minuten steuerlosen Dahinlaufens ist es mir unmöglich, schlechtes Wetter oder zu niedrige Temperaturen zu fühlen.
- Ich kann in den Sommermonaten bei tiefen Temperaturen laufen (im Winter leider auch).
- Ich vermeide einen Duschgang (den am Abend) und agiere durch mein umweltbewusstes Verhalten als Vorbild für die Abendläufer.
- Ich überzeuge mich, dass es wahrscheinlich noch eine lange Liste anderer Gründe gibt, die mir aber nicht unmittelbar einfallen wollen.
Jedenfalls ist morgen Ruhetag und da könnte ich auch ausschlafen. Jedoch habe ich jetzt die Erfahrung gemacht, dass der Körper (und nicht das Gehirn) sich an diesen Trott gewöhnt und ich automatisch um diese Uhrzeit aufwache.
Ich denke, ich kann dem Ganzen einfach nicht entlaufen…